Neuerscheinungen zur Konziliengeschichte

Seit Wahl und Gegenwahl im Jahr 1378 konkurrierten in der westlichen Christenheit zwei Kontrahenten um das Papstamt. Beide fanden jeweils in Teilen Europas Unterstützung, das sich folglich in zwei Gehorsamsbereiche (Obödienzen) spaltete. Über 30 Jahre wurden immer wieder neue Vorschläge zur Lösung dieses Großen Abendländischen Schismas gemacht, doch blieb die Verdopplung des Papsttums bestehen. Erst 1408/1409, als sich Kardinäle beider Seiten von ihren Oberhäuptern lossagten und gemeinsam ein papstloses Konzil in Pisa betrieben, kam es zu einer wesentlichen Veränderung der Fronten.
Der Band beschäftigt sich mit diesem Konzil von Pisa im Jahr 1409 als spezifischem Lösungsversuch für das Schisma. Das Papstschisma begreift er dabei als einen Konflikt konträrer Deutungen, deren Gegeneinander die via concilii sowie das Zustandekommen und die Ausgestaltung des Pisaner Konzils wesentlich beeinflusste. Gegenstand der Arbeit ist damit ein mittelalterliches Problem sowie die Arten und Weisen, wie die Menschen damals versuchten, es zu lösen – mit besonderem Blick auf die via concilii, den Lösungsweg des Konzils. Die Arbeit unternimmt hierzu eine umfassende Analyse der Praxis des Pisanums und vorausgehender Konzilsentwürfe sowie der dabei entwickelten und konfligierenden Deutungen.


Neuerscheinungen zur Konziliengeschichte

Christina Traxler, Firmiter velitis resistere. Die Auseinandersetzung der Wiener Universität mit dem Hussitismus vom Konstanzer Konzil (1414–1418) bis zum Beginn des Basler Konzils (1431–1449), V&R Unipress, Vienna University Press: Göttigen 2019 (= Schriften des Archivs der Universität Wien 27). 547 S. ISBN: 978-3-8471-0976-1.

Die Universität Wien wurde von kirchlichen und weltlichen Autoritäten in Anspruch genommen, um auf theologischem, diplomatischem und kirchenpolitischem Gebiet der Ausbreitung des Hussitismus Einhalt zu gebieten. Christina Traxler untersucht das anti-hussitische Engagement der Universität in den Jahren zwischen den Konzilen von Konstanz und Basel. Im Zentrum stehen die differenzierten Maßnahmen zur Überwachung des Studienablaufs und des akademischen Lebens, die theologische Auseinandersetzung mittels Schriften, Disputationen und im Unterricht, sowie die Rolle von Universitätsprofessoren als Berater für weltliche und kirchliche Autoritäten auf Synoden, Gesandtschaften und bei Hof. Detailliert analysiert sie auch den um 1424 im Umfeld der Wiener Universität zusammengestellten Tractatus contra quattuor articulos Hussitarum, eine der umfang- und einflussreichsten Stellungnahmen gegen die sogenannten Vier Prager Artikel.


Neuerscheinungen zur Konziliengeschichte

Federico Tavelli, Las naciones en el Concilio de Constanza: Castilla en el camino a la unidad, Ciudad Autónoma de Buenos Aires: Agape Libros 2018. 562 pp.

Die Konzilien sind im Leben der Kirche stets besonderer Ausdruck ihrer kollegialen Leitungsstruktur gewesen. Zugleich reflektieren sie komplexe historische Phänomene der jeweiligen Zeit. Das Konzil von Konstanz (1414-1418) war da keine Ausnahme. Es versuchte, das 1378 begonnene Schisma zu überwinden und die Einheit der Kirche des Westens wiederzuerlangen. Wegen der besonderen Umstände ihrer Einberufung und ihres Verlaufs sowie der Rolle von Konzilsnationen in den Entscheidungen der Synode handelt es sich um eine Versammlung sui generis, die auch 600 Jahre nach ihrem Abschluss weiterhin Fragen aufwirft. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Einrichtung der fünf Nationen im Konzil (gallicana, anglicana, germanica, italica und hispanica). Die nationes hatten entscheidende Rolle im Verlauf des Constantiense, wobei der Abstimmungsmodus per nationes den traditionellen per capita ersetzte. Die Untersuchung der Rolle von Kastilien innerhalb der Natio Hispanica macht die Funktionsweise dieser einzigartigen Verfahrensordnung deutlich. Kastiliens Beitrag war von Bedeutung, um die ersehnte Einheit zu erreichen, denn die kastilische Gesandtschaft trat dezidiert als Anwalt der Ansprüche Papst Benedikts XIII., des Papstes der avignonesischen Obedienz, auf, konnte aber nicht vom Konzil in der Reichsstadt Konstanz ausgeschlossen werden, wenn man das Schisma endgültig überwinden wollte. Die späte Eingliederung der Natio Hispanica in das Konzil von Konstanz und die ernsten Konfrontationen, die bei der Ankunft der Gesandtschaften, die sie bildeten, auftraten, gefährdeten mitunter den Erfolg des Konzils.


Neuerscheinungen zur Konziliengeschichte

Pasquale Bua (a cura di), Roma, il Lazio e il Vaticano II. Preparazione, contributi, recezione, Edizioni Studium 2019. 768 pp. – Der Sammelband untersucht Vorbereitung, Beiträge und Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils in den siebzehn Diözesen der Region Latium. Nach einem einleitenden Aufsatz über die Entstehung und Entwicklung dieser Kirchenregion Latium und ihrer erst nach dem Konzil eingerichteten Bischofskonferenz, ist der Band in drei Teile gegliedert, in der die Diözese Rom, die suburbikarischen Diözesen und übrigen Bistümer der Region behandelt werden.


Neue Einträge

Lexikon der Konzilien


Dr. Hermann Berlin verstorben

In Augsburg ist am 11. Februar 2019 Dr. Hermann Berlin verstorben. Der Wirtschaftsprüfer und prominente Augsburger Kommunalpolitiker gehörte der Gesellschaft für Konziliengeschichtsforschung e.V. seit Beginn an und war deren erster Schatzmeister. Die Gesellschaft gedenkt seiner mit Dankbarkeit und ist der Familie in der Trauer um den Verstorbenen aufrichtig verbunden. Hier ein Nachruf in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 16. Februar.