Thomas Graumann, The Acts of the Early Church Councils. Production and Character, OxfordUniversity Press, Oxford 2021 (= Oxford Early Christian Studies). XII + 333 pp.
Das Buch untersucht die Akten der Konzilien der Alten Kirche. Es zeichnet die Prozesse ihrer Herstellung nach, angefangen von der Aufzeichnung mündlicher Redebeiträge während einer Sitzung über die Anfertigung von Protokollen einzelner Sitzungen bis hin zu ihrer Sammlung in größeren Einheiten, ihrer Aufbewahrung und den ersten Versuchen ihrer Verbreitung.
Die Erstellung der “Papiere” ist zentral für die Selbstdarstellung der Bischöfe und die Projektion der vorherrschenden konziliaren Idee. Das Streben der Konzilien nach Legitimität und Autorität vor einem realen oder imaginären Publikum der Reichskirche sowie für die Nachwelt zeigt sich im Wesentlichen in den entsprechenden Verfahren der Erstellung und Verwaltung der Texte. Die jeweilige Konzilsleitung prüfte und kontrollierte auch Dokumente und Aufzeichnungen früherer Versammlungen. Der Band rekonstruiert aus den Belegen solcher Prüfungen die textlichen und materiellen Merkmale antiker Konzilsdokumente und untersucht die Kriterien ihrer Bewertung. Analysiert werden Lesestrategien, die sich aus den beobachteten Merkmalen der im Konzil behandelten materiellen Textobjekte ergeben, sowie die Möglichkeiten und Grenzen, die sich aus den Techniken der “Verschriftlichung” konziliarer Vorgänge ergeben. Papyrologische Belege und zeitgenössische rechtliche Regelungen werden zur Kontextualisierung dieser Bemühungen herangezogen. Das Buch bietet damit eine einzigartige Einschätzung der Produktionsprozesse, des Charakters und der materiellen Bedingungen von Konzilsakten, die Grundlage jeder historischen und theologischen Forschung zu den Konzilien der Alten Kirche sein muss (aus der Verlagsinformation).